Hundebiss: Was tun? - NetDoktor.de

2022-12-02 19:42:44 By : Ms. Tracy Lin

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor - zuerst als Redakteurin und seit 2012 als freie Autorin.

Ein Hundebiss kann sehr schmerzhaft sein und viel Gewebe verletzen. Besonders dramatisch ausfallen kann eine schwere Bissverletzung durch Hunde im Bereich von Gesicht und Nacken. Unabhängig vom Schweregrad der Verletzung besteht zudem immer die Gefahr, dass sich die Bisswunde infiziert. Der Hundespeichel enthält nämlich reichlich Bakterien. Deshalb sollte jeder Hundebiss möglichst rasch von einem Arzt versorgt werden. Zuallererst steht aber die richtige Erste Hilfe an. Lesen Sie hier, wie Sie bei einem Hundebiss reagieren sollten!

Wenn man einen Hund (unbeabsichtigt) reizt oder ängstigt, kann er schnell zuschnappen. Manchmal wird dabei nur die Haut oberflächlich angeritzt. Mit seinen abgerundeten Zähnen und der kräftigen Kiefermuskulatur kann ein Hund dem Opfer aber auch schwere Gewebsverletzungen zufügen.

Grundsätzlich werden bei einer Bisswunde leichterer Art folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen empfohlen:

Bei einer Bisswunde mit starker Blutung müssen Sie diese Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten:

Ein Hundebiss birgt verschiedene Risiken: Zum einen kann viel Gewebe verletzt worden sein, etwa Muskeln, Nerven, Blutgefäße und Knochen. Zum anderen können eingedrungene Keime (vor allem aus dem Hundespeichel) eine Wundinfektion auslösen.

Ein Hundebiss kann unterschiedlich schwere Gewebeschäden verursachen. In leichten Fällen wird oft nur die oberflächliche Hautschicht (Epidermis) verletzt.

Ein Hund kann einem Menschen aber auch eine tiefergehende Verletzung zufügen. Oft handelt es sich dabei um eine Kombination aus Stich-, Riss- und Quetschwunde. Manchmal löst sich dann die Haut vom darunterliegenden Gewebe (etwa Fettgewebe) ab. Ärzte sprechen hier von Ablederung (Décollement).

Zudem können bei einem tiefen Hundebiss neben Haut- und Muskelgewebe auch Nerven, Blutgefäße und manchmal sogar Knochen verletzt werden. Nervenverletzungen können Nervenausfälle (Sensibilitätsstörungen) nach sich ziehen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass an der betroffenen Stelle künftig das Tastempfinden nicht mehr so gut ist wie vorher.

Bei Gefäßverletzungen kann sich austretendes Blut in einer kaum dehnbaren Muskelloge (= Gruppe von Muskeln, die von einer Faszie umgeben ist) ansammeln. Der Bereich schwillt an und schmerzt stark. Mediziner sprechen hier vom sogenannten Kompartmentsyndrom. In weiterer Folge können sich eine Muskelschwäche und Nervenausfälle entwickeln.

Bei Säuglingen und kleinen Kindern hat ein Hundebiss oft besonders schlimme Folgen: Das Tier kann bei ihnen noch leichter als bei älteren Kindern und Erwachsenen ganze Körperteile abbeißen oder abreißen (z.B. Ohren, Hände oder sogar den ganzen Kopf).

Egal, ob eine Bisswunde klein oder groß, oberflächlich oder tief ist – es besteht immer die Gefahr einer Wundinfektion. Denn im Hundespeichel tummeln sich viele Keime, die beim Biss in die Wunde gelangen und hier eine Entzündung hervorrufen können.

Auch Bakterien der Hautflora des Gebissenen sowie Umweltbakterien können die Bisswunde infizieren. Das passiert aber seltener als eine Wundinfektion durch Bakterien aus dem Hundespeichel.

Eine infizierte Bisswunde erkennen Sie an einer Schwellung und Rötung, die sich um die Wunde herum ausbreitet.

Untersuchungen zufolge führen fünf bis 25 Prozent aller Hundebisse zu einer Wundinfektion. Im Einzelfall hängt die Wahrscheinlichkeit einer Wundinfektion bei Hundebissen von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen:

Typische Erreger von Hundebiss-Infektionen sind zum Beispiel Bakterien der Gattungen Pasteurella, Streptococcus, Staphylococcus und Neisseria. Auch an die Gefahr einer lebensbedrohlichen Tetanus- oder Tollwut-Infektion sollte man bei einem Hundebiss denken.

Manche Wundinfektionen bleiben lokal begrenzt. Es kann aber auch passieren, dass sich die Erreger auf andere Gewebe und Organe ausbreiten. Mögliche Folgen sind dann zum Beispiel:

Besonders gefährlich ist es, wenn sich eine Hundebiss-Infektion auf den gesamten Körper ausbreitet (systemische Infektion): Auf diese Weise kann sich eine bakterielle Blutvergiftung (bakterielle Sepsis) entwickeln. Betroffene Patienten fühlen sich sehr krank und haben oft hohes Fieber. Es besteht Lebensgefahr!

Bei einer Hundebiss-Wunde ist grundsätzlich ein Arztbesuch ratsam. Selbst wenn der Hund mit seinen spitzen Zähnen nur kleine Wunden in der Haut hinterlassen hat, können diese sehr tief reichen, was die Gefahr einer Wundinfektion erhöht.

Denn Keime aus dem Hundespeichel können dabei tief ins Gewebe gelangen und eine Entzündung hervorrufen, während die Wundränder der kleinen Eintrittsstelle in den oberen Hautschichten rasch verkleben, sodass sich eine weitere Wundversorgung scheinbar erübrigt.

Deshalb sind kleine Bisswunden generell gefährlicher als große Bisswunden, die oft stark bluten und sich langsamer verschließen.

Ein Arztbesuch ist bei einem Hundebiss auch deshalb ratsam, weil der Patient eventuell eine Impfung gegen Tetanus oder Tollwut benötigt. Diese Impfungen sollten möglichst schnell verabreicht werden, weil beide Erkrankungen lebensbedrohlich werden können.

So muss etwa die Tollwut-Impfung innerhalb von 72 Stunden nach dem Hundebiss verabreicht werden, wenn sie eine Infektion sicher verhindern soll. Zögern Sie also den Gang zum Arzt nach einer Hundebissverletzung nicht hinaus!

Zunächst wird der Arzt im Gespräch mit dem Patienten beziehungsweise den Eltern (bei Kindern mit Hundebiss) die Krankengeschichte (Anamnese) erheben. Mögliche Fragen dabei sind:

Wichtig für den Arzt sind auch genauere Informationen zu dem Hund, der zugebissen hat. Wichtig ist etwa, welcher Rasse er angehört, wie sein Gesundheitszustand und Impfstatus aussehen und ob das Tier auffällig aggressiv war, eventuell viel gespeichelt hat und Schaum vor dem Maul hatte (Tollwut-Verdacht!).

Falls es sich nicht um Ihren eigenen Hund handelt, sollten Sie solche Informationen möglichst vom Hundehalter einholen und an den Arzt weitergeben.

Nach dem Anamnesegespräch folgt eine körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Hundebiss-Wunde genau begutachten. Dabei schaut er, wie viel Gewebe verletzt wurde, wie stark die Wunde verschmutzt ist und ob Anzeichen einer Entzündung auftreten (wie Schwellung, Rötung, Überwärmung, Eiterbildung).

Eventuell wird er die Hundebiss-Wunde fotografieren (zur Dokumentation).

Bei einem Hundebiss am Arm oder Bein prüft der Arzt außerdem die Beweglichkeit der betroffenen Extremität (etwa im Ellenbogen- oder Kniegelenk). Auch Muskelkraft, Reflexe sowie den Fühlsinn der Haut (Sensibilität) werden getestet. So lassen sich eventuelle Schäden an Muskeln, Sehnen oder Nerven feststellen.

Blutanalysen nach einem Hundebiss können dem Arzt zeigen, ob Patienten mit einer schweren Bissverletzung viel Blut verloren haben. Außerdem lassen bestimmte Blutwerte eine beginnende Infektion erkennen.

Beispielsweise sind bei einer Hundebiss-Entzündung diverse Entzündungsparameter im Blut erhöht wie etwa die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und das C-reaktive Protein (CRP).

Der Arzt nimmt einen Abstrich von der Bisswunde oder gewinnt Proben des Wundsekrets für eine genauere Analyse im Labor. Dort prüft man, ob sich im Probenmaterial mögliche Erreger einer Hundebiss-Infektion anzüchten lassen. Wenn ja, kann der Arzt dann dem Patienten ein passendes Medikament gegen die Keime verschreiben.

Besteht der Verdacht, dass beim Hundebiss auch Knochengewebe verletzt wurde, kann eine Röntgenuntersuchung Klarheit bringen. Bei einem Hundebiss im Gesicht oder am Schädel, veranlasst der Arzt meist eine Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT).

Beide Verfahren liefern sehr detaillierte Bilder, auf denen sich nicht nur Knochenverletzungen, sondern auch Weichteilverletzungen sowie Blutungen (etwa innerhalb des Schädels) erkennen lassen.

Die ärztliche Behandlung einer Hundebiss-Wunde richtet sich danach, an welchem Körperteil das Tier zugebissen hat und wie ausgedehnt die Verletzung ist. Allgemeine Maßnahmen der Wundversorgung sind:

In manchen Fällen wird der Arzt zur Vorbeugung einer bakteriellen Wundinfektion dem Patienten Antibiotika geben. Das kann zum Beispiel bei frischen, tiefen Bisswunden sowie Bisswunden in kritischen Körperregionen (Hände, Füße, gelenknahe Bereiche, Gesicht, Genitalien) sinnvoll sein.

Auch Patienten mit erhöhtem Infektionsrisiko (wie Diabetiker) sowie solche mit Implantaten (z.B. künstliche Herzklappe) erhalten nach einem Hundebiss oftmals vorbeugend Antibiotika.

Besteht bereits eine bakterielle Wundinfektion, wird auf alle Fälle mit Antibiotika behandelt.

Eine Tetanus-Impfung verabreicht der Arzt nach einem Hundebiss bei fehlendem Impfschutz (z.B. letzte Tetanus-Spritze zu lange her) oder unbekanntem Impfstatus.

Eine Tollwut-Impfung ist nötig, wenn eine Infektion nicht auszuschließen ist (z.B. bei Biss durch verwilderten Hund, Biss durch einen Haushund, der sich ungewöhnlich zutraulich oder aggressiv verhält – Tollwut-Verdacht!).

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die helfen, einen Hundebiss zu vermeiden:

Wenn sich Ihnen ein fremder Hund ohne Besitzer nähert, sollten Sie folgende Regeln beherzigen, um nicht einen Hundebiss zu riskieren:

Klären Sie auch Ihr Kind über den richtigen Umgang mit Hunden auf! Sie erleiden besonders oft einen Hundebiss, vor allem in kritischen Regionen wie Kopf und Nacken.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor - zuerst als Redakteurin und seit 2012 als freie Autorin.

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